„Die Weichen für eine gute Zukunft des Standorts Freinhausen sind gestellt“

Interview mit Jürgen Koneczny, Leiter PATRIOT Programm bei MBDA

Herr Koneczny, Jubiläen sind immer gute Gelegenheiten, um das bisher Erreichte zu reflektieren und das Zukünftige in den Blick zu nehmen. Lassen Sie uns zunächst auf die aktuelle Situation des Standorts Freinhausen schauen. Wie bewerten Sie diese?

JK: Was in den vergangenen zehn Jahren hier geschaffen wurde, ist in Deutschland, in Europa, vielleicht auch weltweit einmalig. Im Testzentrum für Luftverteidigungssysteme testet, simuliert und entwickelt MBDA moderne Luftverteidigungssysteme in einer multifunktionalen Umgebung weiter – sowohl hinsichtlich der Waffensystemkomponenten, als auch mit Blick auf die damit in Verbindung stehenden Kommunikationssysteme und Gefechtsstände. Im Moment liegt der Fokus der Bundeswehr – und damit auch unser Fokus – auf dem Betrieb der Test- und Referenzanlage für das Flugabwehrraketensystem PATRIOT, von uns kurz TuRA genannt. Am Standort ist aber auch die notwendige technologische Infrastruktur vorhanden, um sich auf neue Szenarien einzustellen und so im Kontext neuer Systeme zur Flugabwehr und Luftverteidigung unterschiedlicher Reichweite eine wichtige Rolle zu übernehmen. Daher beurteile ich nicht nur die Gegenwart unseres Standorts positiv, sondern blicke auch optimistisch in die Zukunft.

Welche Herausforderungen sehen Sie für den Standort Freinhausen in den kommenden Jahren?

JK: Dies hängt ganz wesentlich von den Entscheidungen ab, die seitens der Bundeswehr hinsichtlich der Modernisierung des aktuellen Flugabwehrsystems oder der Einführung neuer Systeme getroffen werden. Wir sind jedenfalls auf viele mögliche Szenarien vorbereitet und können jederzeit auf neue Entwicklungen reagieren. Klar ist, dass wir es international mit einer Sicherheitslage zu tun haben, die sehr dynamisch ist und einhergeht mit rasanten militärtechnologischen Entwicklungen. So werden wir uns zukünftig noch intensiver mit den Bedrohungen durch Flugkörper, mit elektronischer Kampfführung und mit der Abwehr von Drohnenangriffen auseinandersetzen müssen. Es gilt zu sehen, welche Anforderungen sich kundenseitig aus solchen und ähnlichen Szenarien ergeben und die richtigen Konsequenzen für das Testzentrum zu ziehen. Was auch immer passiert, wir wollen die operative Expertise unseres Auftraggebers mit unserer eigenen technischen Expertise bestmöglich unterstützen, um so optimale Voraussetzungen für unsere Beiträge im Sinne des Kunden zu schaffen. Das ist unsere Aufgabe und dafür werden wir uns auch in Zukunft engagieren.

Was macht aus Ihrer Sicht den Standort Freinhausen einmalig?

JK: Für den Kunden ergeben sich hier große Vorteile aus der Bündelung von MBDA-Kompetenzen im Bereich der Luftverteidigung. Von den Sensoren über die Kampfführung bis hin zu den Startgeräten, in Freinhausen können wir die gesamte Bandbreite von Luftverteidigungssystemen testen – derzeit für PATRIOT, prinzipiell aber auch für andere Systeme, etwa solcher mit elektro-optischer Sensorik. Wir sind im Besitz der für das Betreiben von Radar- und Funksystemen notwendigen behördlichen Genehmigungen, die aus nachvollziehbaren Gründen nur sehr restriktiv erteilt werden. Zudem ist die Zusammenarbeit zwischen dem militärischen Nutzer, dem BAAINBw und MBDA Deutschland hier am Standort seit nun zehn Jahren bestens etabliert. Wir sind ein eingespieltes Team von Experten, jeder mit langjährigen Erfahrungen auf seinem jeweiligen Fachgebiet. Und als guter Nachbar können wir auch auf die Akzeptanz der regionalen politischen Entscheidungsträger und der Bevölkerung in den umliegenden Gemeinden bauen. Last but not least, bietet der Standort aufgrund seiner Lage und Topografie eine Reihe von Vorteilen für unsere Tätigkeit. In Summe macht das den Standort Freinhausen aus meiner Sicht tatsächlich einzigartig.

Wie wird der Standort Freinhausen im Jahr 2031 aussehen?

JK: Ich bin überzeugt davon, dass die Anlage auch in zehn Jahren noch große Bedeutung haben wird. Das Testzentrum mit der TuRA wird entsprechend neuester Anforderungen auf dem aktuellen Stand sein und gerade wegen der ständig wachsenden Komplexität der Aufgaben durch technologische Weiterentwicklungen einen ganz wesentlichen Beitrag zur Funktionalität des Waffensystems leisten. Wie auch immer die Herausforderungen an die Luftverteidigung im Jahr 2031 aussehen werden, welche Systeme bis dahin eingeführt wurden oder in der Entwicklung sind: Wir können und werden die entsprechenden Anforderungen erfüllen – technologisch ebenso wie infrastrukturell. Die Weichen für eine gute Zukunft des Standorts Freinhausen, dessen bin ich mir sicher, sind bereits heute gestellt.

Peter von der Grün, Landrat Neuburg-Schrobenhausen

„MBDA ist mit über 1.000 hochqualifizierten Mitarbeitern ohne Zweifel einer der bedeutendsten Arbeitgeber der Region. Das Unternehmen spielt damit auch eine wichtige Rolle für die wirtschaftliche Zukunft unseres Landkreises. Eine gute wirtschaftliche Entwicklung von MBDA ist also auch in unserem Interesse. Und deswegen freuen wir uns mit MBDA über die erfolgreiche Entwicklung, die der Standort im vergangenen Jahrzehnt genommen hat.“

Jürgen Wlodarz, Mitglied der Geschäftsführung MBDA Deutschland GmbH, Leiter Programme und Beschaffung Deutschland

„Luftverteidigung wird in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Für eine moderne Luftverteidigung kommt es dabei darauf an, Möglichkeiten zur Integration und Anbindung weiterer Komponenten an bestehende Systeme zu ermöglichen. Dies ermöglicht eine nahtlose Zusammenarbeit mit EU- und NATO-Partnern und flexiblere Reaktion auf unterschiedliche Bedrohungslagen. Unsere TuRA liefert das dafür notwendige Testumfeld. So stellen wir heute und in Zukunft eine integrierte Luftverteidigung für Deutschland im Zusammenspiel mit unseren internationalen Bündnispartnern sicher.“