SpaceWeek: Experten diskutieren bei MBDA

Deutschland stehe vor einer Weiche, an der sich entscheide, ob man im Weltraum vorne mitfahren oder abgehängt werde. Die Voraussetzungen für einen Platz an der Spitze seien in Industrie und Forschung gegeben, auch durch Unternehmen wie MBDA und Bayern-Chemie, so das Fazit der MBDA SpaceWeek. Bei der Veranstaltung versammelten sich hochrangige Experten aus Militär, Wirtschaft und Wissenschaft.

Vor den rund 120 Besuchern der Veranstaltung diskutierten der Kommandeur des Weltraumkommandos der Bundeswehr, General Michael Traut, die Experten Professor Andreas Knopp, Dr. Andreas Ohndorf vom DLR, Matthias Wachter von der New Space Initiative und dem BDI, sowie Dr. Dirk Zimper, Director Future Systems und Mitglied der MBDA Deutschland-Geschäftsleitung, sowie Dr. Wolfgang Rieck, Geschäftsführer der Bayern-Chemie über die Bedeutung des Weltraums für Deutschland.

Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig darin, dass in den kommenden Jahren die Entwicklung im Bereich Space sowohl zivil als auch militärisch rasant zunehmen werde.

Das Weltall bestimmt den Alltag

Den wenigsten ist bewusst, wie sehr Weltraumtechnologie unser tägliches Leben bestimmt, sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich. Seien es alltägliche Anwendungen auf dem Handy wie die Wettervorhersage, Navigationsdienste oder die Zeitsynchronisation im Geld-Transfer. Im Militärischen hat der Ukraine-Krieg jüngst gezeigt, dass Satellitenaufklärung sowie Kommunikationsdienste aus dem All für die eigene Führungsfähigkeit entscheidend für den Kriegsverlauf sind. Der Weltraum wird als Entscheidungsort für das Leben auf der Erde immer wichtiger.

Eine große Bedeutung hat dabei der Schutz von Satelliten, die viele dieser Anwendungen auf der Erde erst ermöglichen. Schutz sowohl vor Faktoren wie dem zunehmenden Weltraumschrott durch alte, nicht mehr funktionstüchtige Satelliten oder Bruchteile von natürlichen oder künstlichen Himmelskörpern, sowie Schutz vor Weltraumwetter, also etwa Eruptionen der Sonne. Hinzu kommt aber auch die Aufgabe, Satelliten zunehmend vor Bedrohungen durch feindliche Satelliten oder Raketenangriffe von der Erde aus zu schützen. Die Bedrohung kann dabei auch durch Cyber-Angriffe auf die Software der Satelliten bestehen, Stichworte sind Jamming, also das Stören von Funknetzen und der Satellitenkommunikation, oder Dazzling, das Ablenken oder Abblocken von Satellitenkommunikation.

Dr. Dirk Zimper, Mitglied der Geschäftsleitung MBDA Deutschland, machte deutlich, dass der Weltraum ein Ort ist, den sowohl Zivilgesellschaft als auch Streitkräfte zunehmend nutzen. „In der Konsequenz werden dort künftig auch Konflikte ausgetragen. Wir sind bereit unseren Beitrag zur Sicherheit und Stabilität im Weltraum zu leisten. Neue Weltraumtechnologien eröffnen neue Möglichkeiten für das Zusammenspiel von weltraumgestützten Sensorsystemen und bodengebundenen Wirksystemen, wie wir sie bei MBDA entwickeln.“

Mit Odin’s Eye, De-Orbit oder Red Kite sind MBDA und Bayern-Chemie an wichtigen Projekten im Weltraum aktiv beteiligt. Letzteres ist ein gutes Beispiel für eine vorbildliche Zusammenarbeit zwischen Industrie und Forschung. Der leistungsfähige Raketenantrieb des Typs Red Kite (Roter Milan) soll der Forschung im Weltraum neue Perspektiven eröffnen – so das Ziel hinter der aktuellen Kooperation zur Antriebsentwicklung und -produktion zwischen dem DLR und der Bayern-Chemie. Durch Red Kite stehen der nationalen und internationalen Forschergemeinde in Zukunft leistungsfähige zweistufige Höhenforschungsraketen zur Verfügung.

Generalmajor Michael Traut, Kommandeur Weltraumkommando der Bundeswehr

„Moderne Gesellschaften und moderne Streitkräfte sind in hohem Maß vom Weltraum abhängig. Es herrscht dort Goldgräberstimmung und es wird immer enger und voller. Um den Weltraum nachhaltig nutzen zu können, sind neue Formen der Zusammenarbeit notwendig.”

Prof. Dr. Andreas Knopp, Lehrstuhl für Informationsverarbeitung an der Bundeswehr Universität München

“Es kommt darauf an, das zu nutzen was dort oben entsteht, was unter anderem New Space Unternehmen aufbauen. Unternehmen müssen sich die Frage stellen, was entwickle ich selbst und wo setze ich auf Partnerschaften. Es kommt darauf an, wie wir uns vernetzen.”
“Es ist notwendig, sich zu positionieren und sich zu überlegen, welche Fähigkeiten man in 10, in 15 Jahren braucht. Militärische Anforderungen müssen in die Planungen für die Dimension Space einfließen.”

Dr. Dirk Zimper, Mitglied der Geschäftsleitung MBDA Deutschland

„Der Weltraum ist ein Ort, den sowohl Zivilgesellschaft als auch Streitkräfte zunehmend nutzen. In der Konsequenz werden dort künftig auch Konflikte ausgetragen und werden es sogar schon heutzutage. Wir sind bereit unseren Beitrag zur Sicherheit und Stabilität auch im Weltraum zu leisten. Neue Weltraumtechnologien eröffnen neue Möglichkeiten für das Zusammenspiel von weltraumgestützten Sensorsystemen und bodengebundenen- und Wirksystemen, wie wir sie bei MBDA entwickeln.“

Dr. Wolfgang Rieck, Geschäftsführer Bayern-Chemie

„Bayern-Chemie ist einer der globalen Technologieführer für Lenkflugkörper- und Raumfahrtantriebe. Wir sind mit unserer Expertise gut auf die neuen Herausforderungen vorbereitet und werden unsere Technologieführerschaft im Bereich Raketenantriebe ausbauen.“

Matthias Wachter, Managing Director der NewSpace Initiative

„Die Bedeutung des Thema Space ist in Deutschland noch nicht angekommen. Wir untersuchen und analysieren, entwickeln Fähigkeiten aber nicht ausreichend weiter. Wenn wir über eine Zeitenwende reden, müssen wir auch über eine Zeitenwende im Weltraum reden. In Deutschland haben wir dafür alle Voraussetzungen, es gilt sie zu nutzen.“

Dr. Andreas Ohndorf, Leiter DLR Missionsbetrieb

„Der Markt funktioniert. Es gibt heute einige Anwendungen, um Weltraumschrott zu vermeiden.”