Bereit für die Zeitenwende

Wir sind bereit für die Zeitenwende. Das war die Botschaft an die internationalen Pressevertreter während der Medientage am 27. und 28. Oktober an den MBDA Standorten Schrobenhausen und Aschau am Inn. Bei entsprechenden Aufträgen sollen die Projekte in europäischen und internationalen Kooperationsprogrammen umgesetzt werden.

Die Highlights im Überblick:

Der Lenkflugkörper Enforcer steht jetzt auch mit Aimpoint Visier zur Verfügung: Eine Alternative zur Bundeswehr Enforcer Variante „Leichtes Wirkmittel 1800+“. Nach einer außergewöhnlich kurzen Integrationsphase war der Verschuss, mit dem alternativen Feuer-Kontroll-Visier auf der Test-Range Ravlunda im Süden von Schweden, erfolgreich. Der Unterschied zwischen dem Enforcer „Leichtes Wirkmittel 1800+“ und dem Enforcer mit dem Visier von Aimpoint liegt in einigen technischen Details. Die Funktionalität des Enforcer ist dagegen die gleiche – unabhängig davon welches Visier-System verwendet wird. Mit Enforcer X steht zudem eine Version mit Anti-Panzer Gefechtskopf am Start.

Der Raketenantriebspezialist Bayern-Chemie arbeitet an der Weiterentwicklung des regelbaren Ramjet-Antriebs. Der Ramjet-Motor kommt beim Luft-Luft-Lenkflugkörper Meteor zum Einsatz und ist der weltweit modernste Antrieb seiner Art. Eine Weiterentwicklung des Antriebs könnte zukünftig auch bei Hyperschall-Flugkörpern zum Einsatz kommen.

Mit der Expertise im Bereich Luftverteidigung kann MBDA Deutschland einen entscheidenden Beitrag beim Aufbau eines europäischen Schutzschirms leisten: Bei der Einführung des Luftverteidigungssystemen Arrow 3 in Zusammenarbeit mit dem israelischen Unternehmen IAI, bei Patriot durch die bewährte Kooperation mit Raytheon, im Nah- und Nächstbereich mit der Small Anti-Drone Missile. Dieser Flugkörper kann Drohnen verschiedener Klassen abwehren und soll auf der Basis des Enforcer-Lenkflugkörpers produziert werden.

Im europäischen FCAS-Programm wird ein neu gegründetes Industriekonsortium, aus Airbus Defence and Space, dem FCMS-Konsortium und MBDA Deutschland, im Auftrag des Bundesministeriums der Verteidigung Schlüsseltechnologien für das Next Generation Weapon System (NGWS) vorantreiben. NGWS ist eine der wichtigsten Systemkomponenten des Future Combat Air Systems. Im geplanten Forschungs- und Technologievorhaben, das das NGWS-Programm ergänzt, sollen bis 2025 Innovationen und Spitzentechnologien in Deutschland entwickelt werden. Damit wollen die beteiligten Partner sicherstellen, dass bestehende Plattformen und Flugzeuge der Bundeswehr „FCAS-ready“ werden und reibungslos mit dem New Generation Fighter (NGF), den Remote Carriern (RC) und anderen Systemen am Boden, zu See, in der Luft und im Weltraum in der Multi-Domain Combat Cloud zusammenarbeiten können.

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges wird die Produktion der Anti-Panzer-Mine PARM wieder gestartet. PARM ist eine leicht zu bedienende, zuverlässige, automatische Richtmine. Sie ist auf einem kleinen Gestell montiert und wird an Schneisen oder am Rand von Wegen aufgestellt, um vorbeifahrende feindliche Panzer zu zerstören. Ausgelöst wird die Mine, sobald ein Kettenfahrzeug wie ein Panzer ein auf dem Boden liegendes Lichtwellenkabel überrollt. Die Mine zerstört Panzer bis auf 40 Meter Entfernung.

MBDA Deutschland stellte den Pressevertretern auch den Taurus Marschflugkörper vor. Die Reichweite des Marschflugkörpers bezifferte Joachim Knopf Geschäftsführer der Taurus Systems GmbH auf „über 500 Kilometer“. Er betonte die einzigartigen Fähigkeiten der Waffe als Bunkerbrecher mit seinem programmierbaren 480 Kilo Sprengkopf. Vorab lässt sich einstellen, in welchem Stockwerk eines Bunkers die Explosion erfolgen soll. Die Waffe fliegt in unter 50 Meter Höhe an und kann daher praktisch nicht ausgeschaltet werden. Neben der Bunkerbrecher-Funktion könnten mit einem anderen Sprengkopf (Airburst-Munition) auch Flughäfen zerstört werden. Die Produktion von Taurus kann kurzfristig wieder angeschoben werden. Möglichkeit dabei neue technische Fortschritte zu integrieren. Das bedeutet einen Fähigkeitserhalt des Auftraggebers für die nächsten Jahrzehnte.

Im Rahmen des Beschaffungsprozesses der Bundeswehr ist die Beschaffung des Effektors und eine Integration in den Eurofighter ab 2024 geplant. Voraussetzung dafür ist der Vertragsabschluss im 1. Quartal 2024. Die Beschaffung würde erhebliche Stückzahlen einschließlich des Baus einer Endmontagelinie und eines Servicezentrums in Schrobenhausen umfassen.

Die deutsche Luftwaffe erwägt ebenfalls die Beschaffung einer Luft-Boden-Abstandswaffe. MBDA bietet für diese Anforderung die Fähigkeiten von SPEAR 3 an, das für den Einbau in Kampfflugzeuge wie den Eurofighter „Typhoon“, der SAAB Gripen E sowie in die Waffenschächte der F-35 Lightning II geeignet ist.

SPEAR 3 wäre der Einstieg in die Networked Enabled Weapon für den Eurofighter und die F35A der Luftwaffe beim Übergang zu einem Future Combat Air System.

Um die Versorgung der Bundeswehr mit Lenkflugkörpern verschiedener Klassen sicherzustellen und um einen Beitrag zur besseren Munitionsbevorratung in Deutschland zu leisten, will MBDA Deutschland seine Produktion weiter ausweiten, zu diesem Zweck sollen mehrere Missile Hubs am Standort in Schrobenhausen aufgebaut werden.