MBDA in Freinhausen: Die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr

Gemeinsam planen, entwickeln, testen

Zehn Jahre Test- und Referenzanlage PATRIOT (TuRA) am Standort Freinhausen – im Zusammenhang mit der erfolgreichen Entwicklung des Standorts, steht dieser Jahrestag für eine Dekade vertrauensvoller Kooperation zwischen Industrie und Streitkräften.

Neben Angehörigen der Bundeswehr nutzten auch Experten von Raytheon, dem US-amerikanischen Hersteller von PATRIOT, die Testmöglichkeiten, die der Standort mit seiner wohl einmaligen Einbindung des vollständigen PATRIOT-Systems in eine hochmoderne, multifunktionale Testumgebung bietet. So präsentiert sich der Standort Freinhausen in seinem Jubiläumsjahr als bestens etabliertes Testzentrum für Luftverteidigungssysteme.

Oberst Jörg Sievers (m.) im Gespräch mit Jürgen Wlodarz (r.), Director Battlefield & German Portfolio und Jürgen Koneczny (l.), Leiter Patriot Programm

„Die Bedeutung der TuRA PATRIOT für die Funktions- und Einsatzfähigkeit des Flugabwehrraketensystems PATRIOT GE ist seit der offiziellen Inbetriebnahme im Jahr 2011 unbestritten. Vor dem Hintergrund sich verändernder Bedrohungsszenarien und unverändert bestehender Bündnisverpflichtungen ist damit zu rechnen, dass diese Bedeutung in den kommenden zehn Jahren noch zunehmen wird, da die umfangreichen Rüstungsmaßnahmen zum Erhalt der Einsatzreife des Systems PATRIOT bereits begonnen haben. Die professionelle und vertrauensvolle Zusammenarbeit, die der Standort Freinhausen als Schnittstelle zwischen unseren operativen Bedürfnissen und den industriellen Potenzialen ermöglicht, wird für unseren Auftrag zweifellos auch in Zukunft essentiell sein.“

Oberst Jörg Sievers, Kommodore Flugabwehrraketengeschwader 1

Der Betrieb der TuRA bedarf ständiger Anpassungen an technische Neuerungen, um aktuellen und zukünftigen Anforderungen zu genügen. Daher ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den TuRA-Experten vor Ort und der Bundeswehr essentiell, um die Funktionalität der Anlage sicherzustellen und für beide Seiten Planungssicherheit zu schaffen.

Eine Vielzahl etablierter Informations- und Abstimmungsprozesse stellen den kontinuierlichen Austausch zwischen Industrie und Bundeswehr sicher. Dies sichert allen Beteiligten ein effizientes Arbeiten an der Anlage und ermöglicht eine reibungslose Zusammenarbeit auch mit anderen beteiligten Industriepartnern. Bis in Detailfragen hinein wird so ein gemeinsamer Kenntnisstand ermöglicht – und damit zugleich die Basis für eine erfolgreiche Durchführung komplexer mehrmonatiger Testkampagnen gelegt, die in unregelmäßigen Abständen stattfinden. Sie stehen im Zusammenhang mit notwendigen Updates verwendeter Soft- und Hardware und dienen dazu, vor dem Hintergrund neuer technologischer Entwicklungen und entsprechender Optimierungen und Anpassungen die Funktionalität der Anlage sicherzustellen.

„Als Landrat des Landkreises Pfaffenhofen an der Ilm sehe ich die Ansiedelung zukunftsgerichteter und innovativer Industrien als eine wesentliche Aufgabe an. Der Standort Freinhausen mit seiner hochmodernen technischen Infrastruktur und der darauf basierenden überregionalen Bedeutung als europaweit einzigartiges Testzentrum für die Luftverteidigung zeigt das Potenzial unseres Landkreises auch für solche Einrichtungen. Daher wünschen wir uns eine weiterhin gute Entwicklung des Standortes und wünschen zum Jubiläum alles Gute!“

Albert Gürtner, Landrat Pfaffenhofen

Der Standort Freinhausen in Zahlen
  • Über 5 Mio. Euro Investitionen seit 2011
  • Bis zu 20 Mitarbeiter (projektabhängig)
  • 10 Hektar Gesamtgelände, davon 1 Hektar von der TuRA PATRIOT genutzt

Nach dem Umzug der TuRA von Unterschleißheim nach Freinhausen war die erste Testkampagne im Jahr 2014 besonders bedeutsam, galt es doch die Leistungs- und Funktionsfähigkeit der Anlage zu beweisen – und zwar nicht nur der Bundeswehr, sondern auch den zahlreichen Teilnehmern, die aus den USA angereist waren.

2016 folgte ein breit angelegter Test im Zusammenhang mit einer neuen Softwareversion, in deren Folge auch Hardware-Komponenten geändert und die Kompatibilität mit den deutschen Adaptionen des ursprünglich US-amerikanischen PATRIOT-Systems überprüft wurde.

Ein weiteres Software-Update im Jahr 2019 ermöglichte die Integration zusätzlicher Funktionalitäten in die TuRA. Ein wichtiger Meilenstein für die Anlage wurde noch im selben Jahr erreicht: Mit der Inbetriebnahme des Testbeds konnten erstmalig alle Testfunktionalitäten der Anlage an einem Ort zusammengeführt und damit die Möglichkeiten zur interoperativen Simulation und Datenaufzeichnung ganz maßgeblich verbessert werden.

„Für unseren Markt hat die Anlage von MBDA in Freinhausen seit jeher eine besondere Bedeutung. Sie sichert das Angebot qualifizierter Arbeitsplätze in unserer Region und verortet den Markt Reichertshofen außerdem unter den wichtigsten High-Tech-Standorten für Verteidigung in Deutschland. Seit Jahren gibt es zwischen der TuRA und unserer Gemeinde eine gute Nachbarschaft. Deshalb freuen wir uns mit MBDA und der Bundeswehr umso mehr über das Ansehen des Standorts und die gute Entwicklung, die der Standort in den ersten zehn Jahren seines Bestehens genommen hat.“

Michael Franken, Bürgermeister Reichertshofen

Nachdem 2020 die Modernisierung der Energieversorgung realisiert wurde, stehen auch für 2021 grundlegende Software-Updates an. Mit der Einführung einer modernen, IP-basierten Netzinfrastruktur wird ein neues Kapitel in Sachen Kommunikation aufgeschlagen. Sämtliche Systemverifikationen erfolgen direkt an der Anlage. Die ersten Musterumrüstungen wurden bereits im März 2021 abgenommen, ab September 2021 wird die erste Serienumrüstung getestet.

Außerdem werden 2021 weitere Funktionalitäten in das Waffensystem integriert. Erste Tests zur Trainingsfähigkeit des Systems und zur Interoperabilität wurden bereits absolviert – unter anderem durch Datenverbindungen zu anderen Systemen, erstmalig auch zu einer AWACS. Nach einer Genehmigung zur Nutzung könnte diese Software bei Missionen wie der zukünftigen „Very High Readiness Joint Task Force“ der Nato eingesetzt werden. Solche Entscheidungen unterstützt die TuRA mit ihren Möglichkeiten ganz wesentlich. So lassen sich neue Funktionen des Systems testen sowie der entsprechende Informationsfluss und Datenaustausch überwachen und validieren – und dies auch, wenn in Zukunft die Weiterentwicklungen zu noch komplexeren Waffensystemen wohl noch dynamischer ablaufen werden. Sicher ist: In Partnerschaft mit der Bundeswehr sieht man sich mit der TuRA Patriot am MBDA-Standort Freinhausen bestens vorbereitet, um weiterhin einen wertvollen Beitrag zur Einsatzreife der deutschen Luftverteidigung leisten zu können.